Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


1.0 Philosophische Vorbemerkung

Wir haben hier erlaubt, dass Abbildungsregeln, mit denen aus einem Chaos eventuell Strukturen entstehen können, lediglich „vorwärts“ eindeutig sein müssen, wie das zum Beispiel für die Verknüpfungen durch UND und ODER der Fall ist.

Streng genommen dürfte man das auf dieser Website (Struktur als „Protokoll“ des Werdens) gar nicht behandeln, denn die entstehende Struktur sagt zwar etwas über die wirkenden Regeln aus, aber nicht über den vorher vorhandenen chaotischen Zustand, außer, dass er eben chaotisch gewesen sein kann. Insbesondere bei stabil existierenden Strukturen kann nicht mehr gesagt werden, wann sie entstanden sind.

Dennoch ist der Abschnitt 1 für mich ein gutes Terrain für das Geistes-Training zur Tragweite des oben versuchten Struktur-Begriffs, der in stetigen Medien mit analogen Zusammenhängen ja zu neuen Unklarheiten führt, wenn die die wirkenden Gesetze beschreibenden Gleichungen (Zusammenhänge!) teilweise zeitinvariant sind.

Vor einem philosophischen Trugschluss soll allerdings eindringlich gewarnt werden:

Die „Rückwärts-Mehrdeutigkeit“ von UND und ODER legt den Umkehrschluss nahe, dass sich die Zahl der Struktur-Möglichkeiten in der Zukunft stetig verringern müsse, da ja die Zahl der Zustands-Varianten in der Vergangenheit bei einer gegebenen Gegenwart mit wachsender rückwärtiger Entfernung von dieser wachsen muss.

Dieser Schluss ist tatsächlich dann richtig, wenn man von einer vorgegebenen endlichen getakteten „Schaltung“ ausgeht, die viele (zufällig belegte) Eingänge zu Ausgängen verknüpft. In diesem Fall können verschiedene Eingangs-Konstellationen zur gleichen Ausgangs-Konstellation führen, gleiche Eingangs-Konstellationen aber NICHT zu verscheidenen Ausgangs-Konstellationen.

Anders verhält es sich, wenn auch während der Verarbeitung der Eingänge, die aus irgendeinem Grunde zufällig belegt sein dürfen, ebenfalls Zufälle ein Rolle spielen dürfen: Entweder zufällig hinzukommende „seitliche“ Eingänge oder zufällig entstehende Schaltungs-Glied-Eigenschaften (im einfachsten Fall Tausch von ODER mit UND).

Man merkt außerdem, dass ein „Takt“ vorhanden sein muss, wenn man zeitlich aufeinanderfolgende Zustände des Systems miteinander vergleichen können will. Da das echte Systen aber in jedem Takt („gleichzeitig“) nur einen einzigen Zustand haben kann, ist die Frage der Reduktion der Vielfalt tatsächlich keine technische, sondern eine philosophische.

Und nun merkt man, dass man dieses mit dem einheitlichen Takt versehene System aufbrechen kann, indem man die strenge sequentielle Folge dadurch aufhebt, dass unterschiedliche Teilsysteme mit unterschiedlichem Takt zufällig aufeinander treffen. Dann haben wir den Zustand, zu dem die alten Griechen schon sagten, dass „alles fließt“. In der belebten Welt sind das die biologischen Individuen, in der unbelebten die retardierten Teilsysteme, die das Ende der Mannigfaltigkeit (zum Beispiel als „Wärmetod“) verhindern.

 

 

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