0.5.1.9 Das „Fingerband“ FB
Das sogenannte „Fingerband“ ist auf den ersten Blick kein „Hingucker“, aber für den Laien eine gute kontrastverstärkende Zwischenlage zwischen Amethyst und Achat.
Für den Liebhaber bietet das FB die größte Vielfalt des Schlottwitzer Ganges und kann in ähnlicher, aber viel geringerer Ausprägung im gesamten OEG vorkommen. „Sagenit“ sagen manche Sammler zu diesen meist feinhaarigen Büscheln, die im durchsichtigen Chalcedon herrlich plastisch sichtbar sind. (Auch in Achat-Geoden aus verscheidenen Gegenden der Welt sind röhrchen- oder stengelförmoige Einschlüsse bekannt.)
Im Schlottwitzer Gang sind solche Büschel-Strukturen nicht auf das FB beschränkt, sondern treten manchmal auch in anderen Teilen der Gesamtabfolge auf. Sie sind also keine zeitlich einzugrenzende Besonderheit in der gesamten Bildungsphase, sondern an lokale physikochemische Bildungsbedingungen gebunden.
Am „Roten Felsen“ kann man das Band etwas so unterteilen und in die Abfolge (also abgrenzend zu den Nachbarn) einordnen:
1: eigentliches Fingerband mit typischen Strauch-Strukturen, in die diverse Minerale eingebaut waren oder noch sind
2: Milchquarzlage, manchmal mit Baryt-Kristallen; manchmal mit rosa Jaspis
3: manchmal aufliegende Achatlage, blass – dann aber Am4 dunkel und breit (variiert zum Königsfelsen hin stark und auch in Cunnersdorf!)
Übersichtsbild in der „normalen“ RF-Abfolge:
Hier ein Vergleich dieses Stückes im Detail mit einer ganz anderen Ausprägung:
Während links viel Hämatit im FB „blüht“ und nur eine sehr geringe rosa Baryt-Störung darüber liegt, sind rechts die Hämatit-Bedeckungen viel geringer, dafür aber die Baryt-Kristalle darüber gut ausgeprägt, und der superdünne Am4 umschließt sie rosettenartig perimorph.
Auch die nähere Ortsvariabilität der Bandbreite ist sehr interessant und legt eine Abhängigkeit von der Schwerkraft nahe, insbesondere bei gespiegelten Stücken:
Da mir keine gelungenen mineralogischen Untersuchungen des ursprünglichen Bestands der Strauchstrukturen bekannt sind, kann ich nur geometrisch-strukturelle Vermutungen darüber äußern, was das am Anfang, während der Bildungsphase, mal gewesen sein könnte. Kann das Miksroskop da helfen?
Es kommen Blasen-Schläuche vor, die eine „Seele“ zu haben scheinen, an denen sich auch andere Minerale anlagern können:
Es kommen auch ganz dünne Fasern vor, die im Schliffbild-Lichtreflex zeigen, dass sie etwas weicher als ihre Matrix sind:
Beim Träumen kann man sich Stalaktiten oder organische Ursachen („Gewächse“ aus zeitweiligen Mikroben-Ansammlungen) vorstellen, was bei den vermuteten Temperaturen (90°C) und beim vermuteten Chemismus in hydrothermalen Gängen insbesondere bei dem offenbar ausreichenden Eisengehalt nicht unmöglich erscheint.
Im besonders dunklen Chalcedon des Cunnersdorfer Achats sieht das so aus:
Wenn die Baryte stärker werden, gibt es sehr unterschiedliche Ergebnisse der Pseudomorphose. Besonders schön sind Exemplare, wo die Kodiffusion noch nicht abgeschlossen ist, und ein Rest Baryt im Inneren erblieben ist:
Am Königsfelsen können die Baryte dann sogar eigene große Strukturen wie „Ähren“ entwickeln:
Manchmal kommen im FB neben den Baryt-XX auch Fluorit-Kugeln vor, die zum Teil auch nur einseitig tiefblau gefärbt sind. Sie lassen sich beim Polieren nur sehr schwer erhalten (vielleicht auch T-empfindlich??):
Bevor es nun um die dritte Schicht des FB, die zum Achat werden kann, gehen soll, hier noch ein Stück mit quasi fehlendem FB, wenn nicht das winzige dunkle Abschlussband des Chalceedons der ersten Schicht (die beiden anderen fehlen) zu sehen wäre:
Die dritte Schicht ist manchmal nur als Anflug zu ahnen:
Und manchmal bildet sie schon einen dünnen Achat aus, zum Beispiel auch als abgeschlossene Augen:
Weiter zum Könihsfelsen hin gibt es dann die schön breite Kombination mit dem Am4:
Der Kontrast kann sich auch völlig verändern:
Am schönsten ist es dann aber am Königsfelsen selbst (Müglitz-Fund 2011, 6 km abwärts vom Felsen):
An dieser Stelle muss man nun einfach zugeben, dass die Verwandtschaft von Rotem Felsen und Königsfelsen wohl doch nicht so einfach strukturiert ist, wie ich mir das erträume. Zur Klärung wären genaueste Datierungen der Schichten erforderlich oder eine noch größere Sammlung von Belgstücken. (Felsen dürfen in Sachsen nicht bearbeitet werden, Flussgeröll-Zuordnungen sind aber wiederum schwierig…)
Deshalb zum „Abgewöhnen“ noch dieses kuriose Stück aus der Müglitz (2017):
Alles klar?
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