Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


0.5.0 Das „Wachsen“ der Feldfund-Steine

Wieso findet man auf dem gleichen Acker immer wieder Steine, obwohl man doch schon mehrfach gründlich alles abgelesen hat?

Diese Frage haben sich die Bauern seit Jahrhunderten gestellt, und sie waren weniger froh als die Achatsammler, dass dieses Wachstum offenbar nie aufhören soll.

Nun, stellen wir uns die Frage mal konkret fürs Osterzgebirge. Da wissen wir, dass die Gangachate bei etwa 90°C gewachsen sind (Sauerstoff-Isotopen-Analyse). Da wissen wir, dass das vor etwa 285 Mio Jahren passiert ist (Thorium-Isotope und andere), also mitten in geologisch aktiver Zeit.

Daraus folgt, dass in rund 300 Mio Jahren rund 2 bis 3 km Decke abgetragen worden sind, also etwa 1 mm alle 100 Jahre. (Das entspricht auch etwa der Feststoff-Fracht der heutigen Elbe.)

Der Bauer pflügt etwas tiefer als alle 100 Jahre 1 mm. Der Wind trägt heute etwas mehr weg, denn eine reine und trockene Ackerkrume gab es damals nicht. Der Bauer verkauft auch seine Ernte und lässt sie nicht liegen, wie der Urwald das tat. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse bestehen zum größten Teil aus Kohlenstoff (aus dem CO2 der Luft), Wasserstoff und Sauerstoff (ebenfalls aus der Luft), aus etwas Stickstoff (aus Luft und zersetztem organischem Material oder Dünger und zum kleinen Teil aus dem Boden), Schwefel und geringen Mengen Mineralstoffen (z.B. Eisenmetalle aus dem Boden).

Fazit: Der Boden wird langsam, ganz langsam „verbraucht“. Das scheint aber noch nicht alles zu erklären.

Sicher gibt es noch einen statistischen Effekt:

Angenommen, der Pflug reißt den Boden etwa 25 cm tief auf und die erhofften Steine sind etwa 5 cm groß und haben etwa 6 Seiten. Dann liegen nach jedem Pflügen etwa 20% * 17% = 3,4% der enthaltenen Steine mit dem guten Gesicht nach oben. Wenn davon nur 10% vom Regen richtig sauber gemacht worden sind, finden wir, wenn wir keinen Stein unbeachtet lassen, also etwa 0,3% der gewünschten Steine tatsächlich. Da können wir also ruhig hundertmal auf den Acker gehen, aber so viel Sprit wird der Bauer unseretwegen nicht verbrauchen wollen…

Die guten alten Bauern haben aber auch viele Steine abgelesen und die Steinrücken am Feldrand aufgeschichtet. Da dort gleichzeitig Gebüsch als Wind- und Wildschutz entstanden ist, kann man sich auch dort umsehen, denn die Steinrücken werden nicht mehr (außer von uns) bewegt.

Wenn man sich auf einen bestimmten Acker „eingelesen“ hat, erkennt man auch an der Farbe der Krume, wo der Achatgang liegt. Seine obere Seite wird von der Witterung angegriffen und zeigt also schon relativ mürbes Material, was vom Pflug gut an- oder abgeschlagen werden kann.  Hier gibt es offennbar „echtes“ Nachwachsen.

Anders ist es bei Feldern, die heute zufällig auf einem Horizont liegen, in dem früheres Flussgeröll abgelagert worden ist (Erzgebirgsfluss oder Ur-Müglitz). Dort ist der Zufall absoluter König. Wie man diesen beeinflusst, kann man bei jedem Zauberer nachfragen… Aber das Feld als solches sollte man schon kennen!

Flussgeröll gibt es auch in den Flüssen und Bächen. Dort sortiert manchmal ein Hochwasser um. (Wenn die Staumauern nicht wären…)

Wichtig für die Sammler: Stellt man den Genuss des Natur- (Vögel, Blumen, Nager) und Landschaftserlebnisses (herrliche Blicke in die Hügel und Wolken) in den Vordergrund, ist der zufällige Achatfund ein schönes „Extra“ der Ausflugs-Veranstaltung.

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