Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


4.4 Sprache und Struktur

Frage:

Kann man aus den unterschiedlichen Strukturen der verschiedenen Sprachen auf ihr Werden oder gar auf die Träger des Werdens schließen?

Und kann man von gegenwärtigen Veränderungen der Sprache auf die Zukunft der Menschhheit schließen?

Das sind Themen, die hier nicht erschöpfend behandelt werden können, die aber ins Auge springen, wenn man sich mit „Struktur als Protokoll des Werdens“ beschäftigt.

Man kommt schnell darauf, dass man mehrere Unterthemen genauer behandeln muss:

Und man kommt schnell darauf, dass das Verstehen von Sprache dem von Musik strukturell ähnlich ist. Spannend! Sind beide vielleicht gemeinsam entstanden? Wenn man den Amseln zuhört, könnte man das intuitiv bejahen.

ABER 1

Bei der Debatte über Sprache und ihre Struktur gibt es oft ein fast unüberwindliches Problem: Wir lernen unsere Muttersprache zu einer Zeit, in der wir erstens noch gar nicht sprechen können und an die wir uns zweitens nicht mehr erinnern können. Das macht es für die Deutschlehrer in der Schule so schwer, nachträglich eine bewusste Struktur ins Sprechen bringen zu sollen: Grammatik. Wir lernen also die Sprache zusammen mit dem Laufen. Wir lernen laufen, ohne von Statik und Technischer Mechanik etwas zu verstehen, so wie es die Tiere auch tun. Im Umkehrschluss könnte man sagen, dass man in der Kindheit die Sprache (u. U. auch mehrere!) tierisch (durch Trial and Error) erlernt, während man später (in der Jugend) die Chance eines bewussten Lernens hat, bevor einem als Erwachsenem nur noch die Möglichkeit des bewussten Lernens bleibt, weil eben das spielerische (unstrukturierte) Lernen mit zunehmendem Alter immer schwieriger wird.

Das führt dazu, dass man erst dann die Struktur seiner Muttersprache richtig begreift, wenn man sich bewusst eine Fremdsprache aneignet: durch Vergleich der Strukturen gewinnt die der Muttersprache nachträglich ein Gesicht.

ABER 2

Da logisches Denken und Sprechen eng verwandt sind (Rhetorik), sind strukturelle Sprachübungen auch für das Denken ein gutes Training, was häufig unterschätzt wird. („Intuitives“ figurales Denken ist davon weniger betroffen.)

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