Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


1.2.2 Zweidimensionaler zellulärer Automat „5 ergeben 1“ (2-5-er Universum) mit Gendefekten und Immunsystem

Damit es spannender wird, stellen wir uns nun also die Frage:

Was passiert eigentlich, wenn man Gendefekte zulässt?

Unter Gen-Defekt soll verstanden werden, dass die bisher eindeutige Bildungsregel von „X“ oder „Leer“ binär negiert (hier also, da nur zwei Ausgänge vorgesehen: vertauscht) wird.

Als variablen Parameter könnte man im Programm (und auf dessen Oberfläche natürlich, hier als Schieberegler) die Wahrscheinlichkeit eines solchen Defekts wählen (unten im CODE ist das die Variable „fehler“, die in der Zufallsfunktion „Rnd“ als Parameter auftaucht).

Entstehen und Vergehen durch „Gen-Defekte“; rechts ist der mitlaufende Zeittakt angegeben. Verbesserungsvorschlag: Gendefekte (und später die Reparaturen) müssen alphanumerisch kenntlicj gemacht werden!

Und tatsächlich: Das Erhoffte tritt ein!

ERGEBNIS:

Es werden sowohl neue Existenzen gebildet als auch bestehende verbessert oder zerstört. Interessant dabei: Bei geringer Defekt-Wahrscheinlichkeit sterben alle aus, bei höherer wächst die Bildungswahrscheinlichkeit schneller als die Löschungswahrscheinlichkeit, so dass es einen Punkt gleicher Wahrscheinlichkeit gibt.

Was ist der Grund? Offenbar gibt es zwei Gründe:

Erkenntnisse:

– Erstens ist die Wahrscheinlichkeit des Zerstörens höher als die des Verbesserns, beide wachsen proportional.

– Zweitens muss nur einer von vier der sechs möglichen Nachbarn eines Pärchens oder einer von vier eines gleichzeitig entstandenen Singles „erhöht“ werden, um überleben zu können. Das ist ein überproportionales Wachsen.

Beide linearen Funktionen schneiden sich in einem Punkt, dem des Gleichgewichts von Entstehen und Vergehen.

Ein weiterer Schritt könnte nun ein „Immunsystem“ sein, das Fehler mit einer einstellbaren Wahrscheinlichkeit (Schieberegler rechts oben und Variable „repar“ im CODE als Parameter der Rnd-Funktion) korrigieren kann. Hierzu muss als Voraussetzung ein Mutations-„Treffer“ als solcher registriert werden und mit der vorangegangenen Struktur-Folge verglichen und dann im Falle eines erkannten „Lebewesens“ mit bestimmter Wahrscheinlichkeit „zurückgenommen“ werden können. Die programmtechnisch einfachste Abfrage wäre die nach berührenden Nachbarn. Die Anzeige reparierter Treffer sollte durch Ausgabewechsel von „X“ zu beispielsweise „O“ erfolgen.

Oberfläche des Programms mit Gen-Defekt und Heilung: Rechts oben die beiden Schieberegler.

Zwei in y benachbarte x-t-Bilder mit Gendefekten und Heilungen (Symbole in der Abbildung: M: reparierter X-Defekt, O: neuer X-Defekt anstelle regulären Leers, m: neuer Leer-Defekt anstelle regulären X, o: reparierter Leer-Defekt).

Vielleicht wäre eine farbliche Darstellung besser geeignet, aber noch geht es nur ums Prinzip, nicht um Schönheit.

Hier ein Auszug aus dem VB-CODE:

CODE-Auszug für die Bearbeitung von Gendefekten und ihrer Ausheilung

(Man könnte die Abfragen komprimieren, aber dann wären sie nicht mehr so leicht zu edieren.)

ERGEBNIS:

Es kommt – wie erwartet – tatsächlich zur besseren „Weiterentwicklung“ stabiler Systeme durch ein Immunsystem. Schon hier zeigt sich, dass ein 100-%-iges Immunsystem natürlich die Vorteile der Mutation wieder aufhebt.

Es ist aber fraglich, ob je eine X-leer-Symmetrie einerseits bei der Behandlung der Entstehung von Mutationen innerhalb und außerhalb der Strukturen und andererseits bei der Behandlung von Neubildung und Zerstörung von X-Zellen sinnvoll ist. Deshalb steht die Frage nach der Erweiterung der vorliegenden Untersuchungen auf solche mit unsymmetrischen Wahrscheinlichkeiten.

(Das wäre nur konsequent, denn alle bisherigen Auswahlregeln galten ja sowieso unsymmetrisch für das „X“ als Gegenteil zum NICHTS.)

Kommentar abgeben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert