3.6.2 Geländespiel mit der Springspinne
Die Zebraspringspinne (Salticus scenicus Clerck) ist sicher nicht zu den „höheren Tieren“ zu zählen, aber sie macht regelmäßig ihre Spielchen mit meiner Fingerkuppe: Sie nähert sich und weicht seitlich oder rückwärts aus, wenn ich mich meinerseits nähere. Sie behält mich fokussierend (mechanisch oder informatorisch beweglicher Augenhintergrund?) im Blick, um jederzeit fliehen zu können. Den Abstand hält sie konstant, Neugier und Sicherheitsbedürfnis im Gleichgewicht haltend. (Ihr 3-D-Sehen ist für den exakten Beutesprung mit über 10-facher Körperlängendistanz aus der Ruhe heraus – also ohne Parallaxen-Effekt – zwingend erforderlich!)
Seit Generationen treiben diese Spinnen ihr Spiel mit mir, und ich werde nicht müde, neue Bedingungen zu erfinden: Zwei Finger von verschiedener Seite annähern, einen dritten von oben usw. usf. Sie sind noch nie ganz ausgerissen, sondern kommen immer wieder, obwohl ich mit Sicherheit nicht in ihr Beuteschema passe.
Übrigens können ähnliche Spiele sogar Zikaden (kleiner und gedrungener als die Wiesen-Schaumzikade, unscheinbar hellbraun, seit einigen Jahren in unserem Garten: Käferzikade Issus coleoptratus F., deren nördliche Verbreitungsgrenze eigentlich die Mittelgebirge sein sollen…) machen, obwohl diese nicht über das direkte dreidimensionale Sehen verfügen – allerdings sind die Nichtflieger nach dem riesigen Fluchtsprung (mit zahnradartiger Hinterschenkel-Synchronisations-Kopplung!) selber unsichtbar weg, nachdem sie seitwärts oder rückwärts langsam ausgewichen sind.
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