Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


3.4 Chromatische Tritonus-Sequenz

Zuerst muss erst einmal geklärt werden, was unter „Tritonus“ verstanden werden soll. Wie das Wort schon sagt, ist es ein Dreiton-Intervall, also ein Abstand von drei Ganztönen zwischen zwei Tönen.

In der Dur-Tonleiter kommt das nur einmal vor, in C-Dur zwischen f und h (drei schwarze Tasten auf dem Klavier dazwischen).

Beide Töne sind Bestandteil des Dominant-Septakkordes:

f(VII) -> h(III)

Verschiebt man beide Töne einen Halbton nach unten, erhält man

e -> b

Diese beiden Töne kann man als Terz und Septime des Tonika-Septakkordes verstehen, den man dann zum Dominantseptakkord bezüglich der bisherigen Subdominante umfunktioniert.

Da dieses Verfahren wiederholt werden kann, kommt man zu einer chromatischen Abwärts-Folge von Tritoni, die als Links-Bewegung im Quintenzrkel aufgefasst werden kann, wobei die beiden parallelen chromatischen Abgänge jeweils ihre Bedeutung als Terz und Septime tauschen.

Um diese Sequenz noch schwebender zu gestalten, kann man den Tritonus in zwei kleine Terzen spalten und erhält verminderte Dreiklänge.

J.S.Bach hat das in seiner Chromatischen Fantasie d-Moll am Schluss so gemacht und umspielt das Ganze natürlich melodisch und kontrapunktisch meisterlich:

Man erkennt, dass 10 (beginnend am Ende der ersten Zeile) chromatisch versetzte verminderte Dreiklänge nacheinander (über drei Takte hinweg) zum Subdominant-Sextakkord führen und die Melodie dann als Kontrast über die Dominant-Terz als Leitton zum Schluss kommt. (Es sind zwei Versionen übereinander dargestellt, die sich auch im Schluss-Akkord unterscheiden: Dur und Moll!)

Hausaufgabe: Finde solche Sequenzen in der modernen (anspruchsvollen!) Unterhaltungsmusik!

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