Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


0.5.3 Berthelsdorf-Döbra

Das Schlottwitzer Gangsystem reicht im weitesten Sinne bis nach Tschechien. Im engeren Sinne läuft es südsüdöstlich von Schlottwitz in mehreren Zweig-Gängen um Berthelsdorf und Döbra als Achatgang aus. Wie überall im Osterzgebirge wird der Achat von prächtigem Amethyst begleitet, manchmal direkt in der Abscheidungsabfolge, manchmal räumlich getrennt. Zwischen Berthelsdorf und Döbra ist der Amethyst durch seine kontrastreichen Kappen besonders schön strukturiert. Der Achat zeigt sehr unterschiedliche Strukturen und Farben. Baryt kommt auf diesen Gängen ebenfalls vor, auch in schön gefärbten Lagen (hauptsächlich aber in groben derben Massen), Fluorit dagegen seltener.

Fangen wir mit dem achatfreien Amethyst an, dessen Farbe oft (wie auch – dort aber ganz systematisch als Abfolge – im Bielatal) von fliederblau nach grauschwarz wechselt:

Jedes Stück ist anders, und auf den Steinrücken zwischen den Feldern des Höhenzuges zwischen Oberschlottwitz und Döbra findet man über mehrere Kilometer immer wieder tonnenschwere Blöcke mit Amethystgängen, die weiße Kappen enthalten. (Manche dieser Abfolgen erkennt man bei den leicht abgerollten Stücken in Cunnersdorf wieder – siehe dort!)

Gleich daneben sind Riesenbatzen von Baryt zu finden:

Natürlich sind solche Stücke besonders schön, wo zum Amethyst Achat hinzukommt, auch schon dann, wenn er nur in feinen Bändern vorhanden ist:

Relativ dicht am Schlottwitzer Königsfelsen, nur wenige hundert Meter Luftlinie parallel zur Trebnitz, ist der breite fast glasige Achat von Berthelsdorf „zu Hause“, und nur wenig weiter ist der Achat dünner, dafür aber viel bunter::

Kurz vorm Döbraer Dorfbach ist der Achat sehr hell, wie Eidotter („Eiersteine“ nannten die Bauern früher solche Stücke auf den Feldern), mit etwas Glück auch von Amethyst begleitet:

(Das obige Stück lag in Crotta, stammt aber sicher auch von Döbra!)

Am Ende des Ganges, auf der anderen Seite des Döbraer Dorfbaches, wird der Achat direkt am schmalen Amethyst selber schmal und dann noch einmal (nun ohne Amethyst) sehr breit:

Eine Besonderheit von Döbra sind die „Notenlinien-Achate“, in denen parallele weiße Milchquarzlinien durch den Quarz ziehen:

Im letzten Bild sind die „Notenlinien“ unabhängig vom Achat zwischen Amethyst-Bändern da. (Fundort Cunnersdorf)

Für den „Struktur“-Fan sind die Kombinationen aller typischen Fundortmerkmale natürlich am allerbesten:

Hier nun ähnliche Stücke aus einer Elbe-Schotter-Kiesgrube bei Riesa:

Döbra ist eine Wundertüte. Wahrscheinlich stammen auch andere, sehr stark getrümmerte und wieder mit Achat verheilte Stücke aus dem Elbeschotter zwischen Meißen und Riesa von dort, wobei manchmal schon eine Ähnlichkeit zu den Stücken von Lauenstein-Liebenau und aus der Trebnitz zu vermuten ist (zwischen Lauenstein und Döbra könnte ja schließlich ein Kreuzungspunkt des Schlottwitzer Ganges mit den Gängen aus Richtung Freiberg liegen):

Auch eine Verwandtschaft mit dem berühmten „Dreiband“, dessen Herkunft keiner genau kennt und das man – angefangen in  Cunnersdorf – die Altmüglitz bis Großsedlitz und sogar Dohma und die Altelbe über Bautzen abwärts bis Riesa gefunden hat, ist möglich, so dass man auch dieses einem längst abgetragenen Vorkommen bei Döbra zuordnen könnte.

Hier mein bisher letzter nennenswerter Fund auf dem Feld über dem Döbraer Dorfbach von 2018:

Doppelte Amethystlage, gut zoniert, Achat allerdings sehr hell, hervorragende Baryt-XX mittendrin. Diese Abfolge war mir dort bisher unbekannt. Zum Glück war ich offenbar der Erste nach dem Pflügen…

Manche Stücke rollen auch bis in die Gegend von Riesa und werden dort wieder freigebaggert:

Kommentare

Torsten am Samstag, 2. Dezember 2023:

Hallo. Endlich kann ich meinen Elbefund zuordnen. Vielen Dank

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