Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


2. Strukturen und ihre Entstehung in stetigen Medien

Frage:

Strukturen in Zellverbänden mit Abbildungsregeln sind relativ leicht zu verstehen, aber woher kommen Strukturen, wenn keine diskreten Beziehungen bestehen? Kann man das dann überhaupt modellieren?

Wenn in stetigen oder als stetig betrachteten Medien (Wasser, Sand, Stein etc. bestehen ja am Ende doch aus diskreten Atomen oder Molekülen) Strukturen entstehen, fragt man sich wirklich, wie das kommen kann.

Wenn man Kristalle kennt und sogar ihre Struktur verstanden hat und dann vor Basaltsäulen steht (Greifensteine, Wilisch, Stolpen), so kann man es kaum fassen, was man sieht: Wer oder was kann da bis sechs zählen???

Was um Himmels willen ist an der Zahl 6 so besonders, dass sie in Rissmustern immer wieder zu finden ist, und dann auch noch bei Bienenwaben und anderen Angelegenheiten? Warum haben wir dann nicht auch sechs Beine (hallo, das gibt’s doch wirklich im Tierreich, oder?) oder sechs Finger?

In diesem Abschnitt werden wir vor allem eines lernen: Unser geschulter Blick kann uns zusammen mit unserem geschulten Verstand in die Irre führen!

Und wir werden Schönheit erleben, nämlich die Schönheit und Eleganz der Naturphänomene, die mit Differentialgleichungen zu beschreiben sind, deren Lösungen einen abgerundeten „Schwung“ besitzen, der uns instinktiv an tänzerische Bewegungen erinnern, und die auch wunderbare „Muster“ oder „Strukturen“ erzeugen, wenn ihre Lösungsmannigfaltigkeit durch eine bestimmte Umgebung systematisch eingschränkt wird.

Man darf das getrost als „göttlich“ bezeichnen…

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