Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


E Der Pieschener Küchenchor

Der Pieschener Küchenchor ist ein Projekt des Stadtteilbeirates Pieschen und Mickten.

Hier treffen sich 14-täglich Menschen im „Emmers“, die gern zusammen singen. Dazu muss man weder ein Instrument spielen noch Noten lesen können. Aber: Man sollte den Ton, den der Nachbar singt, nachsingen können, sich also in die Stimme „einhängen“ können, die man da hört. Es wird nämlich – erst dadurch macht der Chor ja richtig Spaß! – mehrstimmig gesungen, und zwar meist „a capella“, also ohne instrumentale Begleitung!

Und doch gibt es den Wunsch einiger Mitglieder, „nach Noten“ singen zu können.

Was braucht man dazu?

1. Man muss die Noten jede für sich kennen, also erst einmal wissen, wie sie heißen, damit man mit Hilfe ihrer Namen (Bezeichnungen) darüber reden kann. Deshalb kann man sie aber noch lange nicht singen!

2. Gesang (wenigstens eine einstimmige Melodie) besteht aber aus mehreren Tönen, die untereinander einen bestimmten „Abstand“ haben, „Intervall“ genannt. Hier beginnt aber das Problem, denn die Töne einer Tonleiter (Dur oder Moll) haben untereinander nicht den gleichen Abstand, sondern sind Ganz- oder Halbtonschritte. Das sieht man aber den Noten nicht ohne weiteres an!!!!!! Das heißt, auch Mehrtonschritte oder „Intervalle“ können je nach Lage in der Tonleiter jeweils unterschiedlich sein!

Das muss man erst einmal hören lernen, damit man es dann auch singen kann. Am besten gelingt das, wenn man gemeinsam bestimmte Intervalle beim Einsingen des Chores verwendet, zum Beispiel den eingängigen Dur-Dreiklang, den man von unten (vom Grundton her) nach oben aus einer Großen Terz, einer Kleinen Terz und dann (ergänzend zur Oktave hin) aus einer Reinen Quarte bilden kann.

Man kann auch (so fällt es den Anfängern leichter!) vom Grundton her erst die Quarte nach unten singen, dann die Quarte (Feuerwehr-Intervall) zurück zum Grundton aund dann den Dreiklang hinauf und wieder hinunter zum Grundton. In C-Dur wäre das so:

c‘ – g – c‘ – e‘ – g‘ – e‘ – c‘

(jede Oktave nach oben bekommt einen weiteren Strich ‚ ; “ ;'“ oder die Oktaven werden nach der Klaviertastatur von 1 bis 8 bezeichnet)

Hier mal eine Übersicht zu Tönen, Tonlängen und Intervallen in der Dur-Tonleiter am Beispiel C-Dur im Violinschlüssel im 4/4-Takt:

Tonleiter in C-Dur

Es bleibt also nichts anderes übrig, als zu üben, zu üben und nochmals zu üben, bis man die nötige Sicherheit erlangt hat, den Tonschritt (Intervall) entsprechend den vorliegenden Noten zu treffen.

Übrigens: Dabei ist es völlig unwichtig, ob man den Anfangston des Liedes in seiner absoluten Höhe (Frequenz) genau getroffen hat. Wichtig ist lediglich, dass alle Intervalle stimmen. Man könnte dasselbe Lied ja sowieso auch in einer anderen Tonart singen, also etwas höher oder etwas tiefer, der eigenen Stimmlage angepasst…

Ein wenig schwieriger wird es, wenn schon die Noten in einer anderen Tonart geschrieben worden sind, dann muss man wenigsten die Vorzeichen kennen, um wieder die Intervalle richtig zu treffen. Dabei steht das Kreuz # für eine Erhöhung um einen halben Ton und das b für eine Erniedrigung um einen halben Ton.

Wem das alles viel zu schwer erscheint, der muss das Lernen in sinnvolle Abschnitte unterteilen. Am Anfang genügt es, mit dem Nachbarn „mitzusingen“ und bei den Noten wenigstens zu erkennen, ob es „nach oben“ oder „nach unten“ geht. Wichtig aber ist es auf jeden Fall, die Tonlänge (und auch die Länge der Pausen!) so zu verstehen, dass man sie in den vorgegebenen Takt (von Taktstrich zu Taktstrich so viele Viertel oder Achtel oder Halbe wie am Liedanfang angegeben!) einordnen kann. Man kann mit dem Fuß (leise!) den Takt mitwippen oder mit dem Kopf (sieht komisch aus, gibt aber dem Nachbarn Zeichen!) oder einfach „im Hinterkopf“ mitzählen. Auch dazu habe ich einige Varianten im obigen Link angeführt.

Viel Spaß beim Einstieg!

(Seine Lieblingslieder kann man natürlich immer und zu jeder Zeit auswendig nach der akustischen Erinnerung – und diese Fähigkeit  hat jeder Mensch perfekt in sich!!! – singen. Nur wenn man  – aus welchen Gründen auch immer, zum Beispiel im Chor – eine kleine Änderung anbringen will, muss man sie „bezeichnen“ können, um das langwierige Umstellen der Erinnerung durch vielfaches „Überschreiben des Gedächtnisspeichers“ abkürzen zu können.)

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