2.5.3 Pseudomorphosen und Perimorphosen beim Baryt des Erzgebirges
Überall im Osterzgebirge gibt es in den Rissen der tektonischen „Zwiebelschalen“-Platten (die alle ziemlich steil aufgestellt sind – „Fallen“ – und eine ähnliche Richtung an der Erdoberfläche – „Streichen“ – aufweisen) konzentrierte Abscheidungen von Mineralien, und das in typischen „Folgen“, die zu „Folgengruppen“ zusammengefasst werden können, wie die Lagerstättengeologen sagen.
Darunter ist überall auch Baryt, das Sulfat des Bariums. An nicht wenigen Stellen durchstoßen diese Baryt-führenden Gänge die Erdoberfläche mitten auf einem Acker. Da kann man nach dem Pfügen dem Bauern helfen, die Steine vom Acker zu kriegen. Man erkennt sie sofort an ihrem unerwarteten Gewicht, denn ihre Dichte ist gefühlt doppelt so hoch wie bei „leichten“ Steinen.
Aus dem Chemie-Unterricht weiß man noch, dass man den Barium-Ionen-Nachweis mit Schwefelsäure machen kann (und den Sulfat-Ionen-Nachweis mit löslichen Bariumsalzen, z.B. BaCl2), weil Bariumsulfat sofort ausfällt.
Das macht es auch in der Natur und gilt als so gut wie unlöslich.
Und trotzdem: In den Achat-Amethyst-Gängen des Ostzerzgebirges und des mitteleren Erzgebirges tauchen überall pseudomorph umgewandelte Baryt-Kristalle auf, die nun zum Teil oder ganz aus verschiedenen Varietäten des Quarzes bestehen: Der Baryt ist herausgelöst und durch zum Beispiel Amethyst ersetzt.
Wie das im Detail passiert, kann man nur vermuten. Die Triviallösung, das nacheinander zu machen („Erstens: Ich löse den Baryt heraus. Zweitens: Ich fülle den Hohlraum mit Amethyst!“), wird wohl kaum stattfinden können, denn wie sonst könnten Barytkristallreste im Inneren ihres ehemaligen Volumens erhalten geblieben sein, ummantelt von Quarz? (Man erkennt das sofort am unterschiedlichen Glanz, wenn man das Stück entsprechend ins Licht hält.)
Man darf also eine Ko-Diffusion erwarten, wie man sie in der Technik anwendet, wenn man zum Beispiel Silizium-Wafer oxidiert.
Das ist doch eine schöne Herausforderung an die Modellier-Fans? Angenommen!
Aber erst einmal ein paar Bilder aus meiner Sammlung (viel mehr Bilder gibt es hierzu in der Galerie) :
Bei der gewaltigen Zeitspanne, die für geologische Prozesse zur Verfügung steht, sind die Labor-Gewohnheiten des Menschen ohne Belang. Da können auch winzige Löslichkeiten wie die für Fensterglas (Quarz) in Regenwasser (Grundwasser) schon zu tollen Prozessen führen, wie die beliebten Bergkristalle auch dem Laien zu beweisen in der Lage sind, obwohl deshalb niemand seine Fenster zumauern will…
Die Randbedingungen für die Kodiffusion sind eigentlich nicht schlecht: Es kann keine Doppelbelegung des Raumes stattfinden und Hohlraum sollte auch ausgeschlossen werden. Wir gehen im ersten Anlauf vereinfachend davon aus, dass die „chemischen Potentiale“ für die Einhaltung dieser Bedingungen sorgen. Aber wieso entstehen dann keine Mischungen, sondern klare Phasengrenzen? Auch dafür sollen sie zuständig sein, diese Potentiale.
(Bald geht es hier weiter! Muss erst wieder rechnen!)
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