Joachim Adolphi

Struktur als Protokoll des Werdens


4.2 Ästhetik und Geometrie

Die Geometrie ist die Wissenschaft von den räumlichen Zusammenhängen von Punkt, Linie, Fläche und Volumen.

Die bildenden Künste (im Deutschen ein blöder Begriff, weil er wie Bildung klingt, nicht wie Bildgebung) sind reine Geometrie, die Architektur nutzt sie ebenfalls und ist aber durch technische Bedingungen in ihrer Freiheit eingegrenzt.

Auch die „nichtkünstlerische“ Geometrie übt einen hohen ästhetischen Reiz auf uns aus, was die „künstlerische“ zu schätzen und zu nutzen weiß.

Beispiel zum Nachdenken: Warum hängen oder stehen in Banken, anderen Unternehmen und öffentlichen Gebäuden (auch in Wohnzimmern) oft Serien von Bildern oder Skulpturen und nicht ein einziges Objekt?

(Weil oft erst in der Serie klar wird, dass das kein Zufall, sondern ein bewusstes Spiel mit systematischer Struktur ist – „Stil“ – , was da entstanden ist!)

Das kann mein Computer mit meiner Hilfe auch, so eine Serie nach einer strukturellen Grund-Regel zu erstellen (ICH stelle die Regeln auf, bin der Künstler, der PC führt nur aus, ist also der Handwerker in der großen Künstlerwerkstatt):

Mini-Programmchen zur Erstellung von Spuren bunter Billardkugeln mit zufälligem Start, die auch zufällig kleben bleiben können

Hieraus könnte man durchaus eine Dreierserie für eine teure Bank auswählen (oder vorher im Nu noch tausend weitere Bilder herstellen lassen), damit der wartende Kunde beim Nachverfolgen der möglichen Entstehung der Struktur, also ihres Werdens, also bei der Sicht auf die Struktur als Protokoll ihres Werdens (sic!), die Zeit vergisst:


Aber mal im Ernst: Es gibt tatsächlich Strukturelemente der bildenden Kunst, die es verdienen, genauer unter die Lupe genommen zu werden, vor allem unter dem Blickwinkel der psychologischen Struktur-Erwartung.

Im Umkehrschluss bedeutet das also:

Man erwartet in der Kunst ein Spiel mit der Struktur. Ist diese schwer zu finden oder wegen „Neuheit“ nicht wiedererkennbar, kann eine Wiederholung durch Serienbildung helfen (die in Analogie zur Musik sogar eine Zeitachse vorzugeben scheint, die nicht vom wandernden Blick des suchenden Betrachters im Inneren eines einzigen Bildes abhängt). Und schon glaubt man, den „Stil“ des Künstlers erkannt zu haben und getrost im strukturierten Kunstspeicher ablegen zu dürfen.

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