F2 Aufbau der Dur-Tonleiter und ihr Spielen
Komplex 2: Die Dur-Tonleiter und ihr Spielen auf der Gitarre
Wie kann man sich die Dur-Tonleiter verständlich machen?
WISSEN: Der Physiker sagt ganz einfach, dass sie den Dur-Dreiklang als Haupttöne enthält, welcher aus den Obertönen 3, 4 und 5 des harmonischen Oszillators besteht. Den Schluss bildet die Oktave auf dem 3. Oberton, also der 7. Oberton. (Das klingt verwirrend, denn der dritte Oberton hat die vierfache Frequenz und der 7. die achtfache des Grundtons, weshalb sie untereinander im Verhältnis 2:1 stehen und also tatsächlich Oktaven sind. Die Oberton-Numerierung ist also unglücklich angelegt.) Dazwischen sind noch Durchgangstöne so angesiedelt, dass zwei identische Hälften der Tonleiter entstehen: Ganzton, Ganzton, Halbton, Rückung um Ganzton, Ganzton, Ganzton, Halbton.
(Für Interessierte: Man kann auh die anderen Töne der Tonleiter als Vielfache des Grundtons ansehen, die dann um einige Oktaven hinuntergesetzt werden müssen, aber seit der Einführung der „wohltemperierten Stimmung“ sind die ganzrationalen Verhältnisse aufgeweicht, was hier zu weit führen würde. Selber googeln!)
Beispiel in C-Dur:
c-d-e-f; g-a-h-c‘ (Dreiklangtöne hervorgehoben)
Wenn man das nun rhythmisch so gliedert, dass in einem 4/4-Takt die Dreiklangtöne auf die betonten Takt-Teile 1. und 3. Viertel kommen, so hat man mehrere Varianten zur Verfügung und ist schon mitten im Anfang der „Kontrapunkt“-Lehre (Begriffe Haupt- und Neben- oder Durchgangs-Töne) und Muster für die Bezüge von Melodie-Teilen.
In der oberen Zeile sind zwei einfach Varianten dargestellt:
Im zweiten Beispiel der oberen Zeile sind Harmonie-Angaben hinzugefügt, die bedeuten sollen, wenn eine Gitarre diese Melodie spielt (oder ein anderes Instrument oder eine Singstimme), so kann mit den angegeben Akkorden begleitet werden. (Seit Rameau ist es üblich, die Grundtonart „Tonika“ zu nennen, die Tonart auf der Quinte „Dominante“ und die auf der Quarte „Subdominante“.)
Der erste Takt wird also voll in der Tonika begleitet, der zweite in der ersten Hälfte mit der Dominante und der Schluss wieder in der Tonika.
In der zweiten Zeile wird der Rhathmus geändert, was dazu führt, dass vormalige Durchgangstöne plötzlich betont sind und ein neues harmonisches Gefüge erzeugen: Jetzt besteht die Tonleiter aus zwei ähnlichen Hälften:
Erste Hälfte: Die Tonika C führt zur Subdominante F als zwischenzeitlichem Ruhepunkt (e‘ ist Leitton zu f‘). Da Tonika und Subdominante relative Begriffe sind, kann man es lokal auch so umdeuten (diese Umdeutungen sind gerade das Spannende an der Harmonielehre, die sehr genau das Treiben in unserer Psyche wiederspiegelt!!), dass C die Dominante zur Tonika F ist!
Zweite Hälfte: Die Dominante G führt zur Tonika C (h‘ ist Leitton zu c‘).
Zusammengefasst:
Erstens: Die 4. und 5. Töne der Dur-Tonleiter („Stufen 4 und 5“) sind harmonisch umdeutbar, indem sie gleichtzeitig die Grundtöne der im Quintenzirkel (nachschlagen!!! und unbedingt sicher lernen!!!) benachbarten Tonarten Subdominante und Dominante sind.
Zweitens: Halbtonschritte werden als Übergang von Leittönen zu Zieltönen empfunden. Damit kann man herrliche Spielchen mit der Psyche machen, konkreter mit der Erwartugshaltung des Zuhörers (und natürlich des Spielers selbst, der ja ebenfalls empfindet!).
Drittens: Je nach rhytmischer Aufteilung könnenj unterschiedliche Töne einer Tonleiter harmonisch relevant werden.
DESHALB: Tonleitern sind als Elemente von Melodien wesentlich und müssen deshalb gründlich GEÜBT werden.
ABER: Wie spielt man auf der Gitarre Tonleitern am einfachsten?
Erstens: C-Dur-Tonleiter mit leeren Saiten.
Grundsätzlich kann man den Fingersatz für jeden Ton durch Auszählen der Halbton-Bünde auf dem Gitarrenhals selber ermitteln.
Beginn auf der A-Saite mit c‘, also 3. Bund.
Dann d‘ als leere D-Saite, dann e‘ auf dem 2. Bund, f‘ auf dem 3. Bund.
Dann g‘ als leere G-Saite, dann a‘ auf dem 2 Bund.
Dann h‘ als leere H-Saite, dann c“ auf dem ersten Bund.
Jede andere Tonleiter hat dann einen anderen Fingersatz. Wer soll sich das merken? (Jeder Pianist muss jede Tonleiter getrennt üben, weil die Anordnung von weißen und schwarzen Tasten jedesmal anders ist…)
Zweitens: Tonleiter OHNE leere Saiten
Auf der Gitarre gibt es eine andere Möglichkeit, nämlich ohne leere Saiten zu spielen und damit auf dem Griffbrett in jede beliebige „Lage“ (bezeichnet nach dem niedrigsten vorkommenden Bund anstelle der leeren Saite) wandern zu können.
Einer der vielen möglichen Vorschläge (selber andere erforschen durch akribisches Zählen von Halbtönen!!!) ergibt sich unter der Randbedingung, dass kein Finger weggespreizt werden muss (der 1. Finger zum Beispiel auf einen Bund niedriger abgespreizt, was hier entfällt):
Dann kann man über zwei Oktaven ein Tonleiter mit folgendem Fingersatz ohne Zusatzspreizung spielen:
E-Saite 1 2
H-Saite 2 4
G-Saite 1 3 4
D-Saite 1 3 4
A-Saite 1 2 4
E-Saite 2 4
Die Halbtöne sind hier immer auf der gleichen Saite zu spielen, jeder Saitenwechsel ist damit ein Ganzton. (Genau deshalb braucht man keine Zusatzabspreizung des Zeigefingers!)
Für G-Dur beginnt man also in der 2. Lage, das heißt, der Start mit dem 2. Finger ist auf dem 3. Bund.
Für As-Dur rutscht man einfach einen Bund höher mit dem 2. Finger als Start auf den 4. Bund. Davon können Pianisten (mein Hauptinstrument ist das Klavier) nur träumen! Für C-Dur muss man nur einfach vier weitere Bünde hochrutschen, also mit dem 2. Finger auf dem 8. Bund (7. Lage) beginnen. Hier lässt die erforderliche Spreizung schon stark nach. Das erinnert stark an Videofilmchen, wo die Gitarristen immer dicht am Griffbrettende spielen…
HAUSAUFGABE: Finde drei Kinderlieder, die mit den ersten 5 Tönen der Dur-Tonleiter beginnen und spiele sie in verschiedenen Lagen! Und überlege Dir die besten Begleitakkorde im Wechsel von Tonika (für betonte Stufen 1,3,5), Subdominante (für Stufen 1,4,6) oder Dominante (für Stufen 2,5,7).
(Die Besonderheiten des Dominant-Sept-Akkordes für die Stufe 4 kriegen wir später!)
LÖSUNG:
1. Alle meine Entchen
2. Fuchs, du hast die Gans gestohlen
3. Horch, was kommt von draußen rein
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